Alexander­technik poetisch

Der Tasmanier

Ein junger Mann aus fernem Land
Durch Shakespeare Rezitationen
Wurde er bekannt

Als dann seine Karriere fortschritt
Machten seine Stimmbänder dicht
Das schöne Sprechen ging so nicht

Er wurde immer wieder heiser
Obwohl er konsultierte Arzt auf Arzt
Machte ihn das nicht weiser

Das Gegenteil war der Fall
Man riet ihm zum maßhalten
Die Stimme zu schonen überall

Frederic Matthias Alexander von Namen
Wollte sprechen ohne Not
Ihm gefiel nicht so ein Verbot

Was konnte er tun um seine Stimme zu stabilisieren
Er grübelte sehr und begann fortan
Sein Sprechen zu studieren

Sein Dilemma war nicht nur
Beschränkt auf Stimmbänder und Rachen
Beteiligt war seine ganze Statur

Alexander fand mehr heraus als er dachte
Und so nebenbei
Eine großartige Entdeckung er machte

Er wollte nur ungetrübt sprechen
Hatte nicht erwartet
Dass er damit ein biologisches Programm neu gestartet

Das veränderte seinen Werdegang beträchtlich
Er wechselte Beruf und Kontinent
Und von da an unterrichtete er seine Technik

Berühmte Menschen strömten nach London in den zwanziger Jahren
Neben Aldous Huxley und George Bernhard Shaw
Kamen auch Ärzte und Wissenschaftler in Scharen vor 100 Jahren

Ja seine Technik ist schon so alt
Doch auch heute wirkt sie neu wie gerade entdeckt
Weil auch hundert Jahre später sie uns aufweckt

Sie macht uns Menschen zu aufmerksamen Beobachtern
Jedoch ohne zu werten und zu bestrafen
Gewohnheiten zu erkennen und sie freundlich zu entlarven

Alexander-Technik ist für wache Menschen
Die Selbstverantwortung als Stärke schätzen
Und sie in Ihre Mitte setzen

Sie führt uns aus der Zielfixiertheit
Mit lockerer und entspannter Achtsamkeit
Stärkt sie nebenbei sogar unsere Gesundheit

Die Einladung

Wie ich zur Alexander-Technik kam
Das Nein und das Nicht
Das war das Erste was ich hörte
Von der Alexander-Technik
Sie ist es – nicht –
Alexander hat es – nicht – gefunden
Das war das Erste was sich mir einprägte

Das Nein und das Nicht
Sind ohne Substanz
Ohne Schick
Brechen sich selbst das Genick
Auf Nein und auf Nicht
Reagiert das Gehirn gar nicht

Packt beides in einen dunklen Sack
Schubst es ins Nirwana hinab
Das Nein und das Nicht
Haben mich ja erst eingeladen
In Frequenz zu gehen
Um meinem Leben Ausrichtung zu geben

Seitdem bin ich davon herzerfüllt
Mit Freude und Hingabe am Werk
Zu jeder Stunde
An jedem Tag
Dankbar und in Bescheidenheit
Der Größe der Schöpfung zugeneigt

Die Moritat von der Wirbelsäule

Naturgemäß zeigt sie Rückgrat
Und hat ein Recht auf Aufrichtung

Ihr wird von Rechts und Links applaudiert
Und ihre Mitte akzeptiert
Sie vereint die Gegensätze
Und nutzt die widerstrebenden Kräfte
Mit der Auftriebskraft schwebend
Und nach unten sich ausdehnend
Ist sie nicht ein Stock mit zwei Krümmungen
Sondern schwingt in elastischen Biegungen

Aus ihr fließen Arme und Beine
Und wie eine Krone oben balanciert der Kopf

Um sie wahrzunehmen
Braucht es das kontralaterale Bein- und Arm bewegen
Damit in Wirbeln sie sich dreht auf Schritt und Tritt

Nur muss sie leider heutzutage
Mehr Unmut ertragen als sie kann

Weil sie im Körper unsichtbar verpackt
Wird über sie falsch nachgedacht
Sie wird von außen verbogen
Gestaucht und gezogen
Doch ist weder gerade noch gekrümmt ihre Norm
Die Wirbelsäule ist naturgemäß vollendet in ihrer Form
Da reicht dann ein kleiner Ruck
Und sie zeigt ihren Schmerz abrupt

Irgendwann ist alles schädlich
Und Bewegungen nur noch auf Rollen möglich
Auch Knochen, Muskeln und Gelenke
Sind dann am Ende

So will ich die Moritat allerdings nicht beenden
Lieber nochmal an ihre Aufrichtung denken

Bei allen technischen Neuerungen und Beschleunigungen
Die auf den neuesten Stand uns bringen
Sollten wir lernen
Durch stoppen und durch inne halten
Ihr Ausweiten zu gestalten

Und die Moral von diesem Gedicht
Unsere Wirbelsäule ist ein gesamtes Universum
Körperliches und Geistiges kommt in die Vereinigung