Es gibt Muskeln, wie der Bizeps, der im Kraftraum trainiert werden kann. Es gibt Muskeln, wie das Zwerchfell, das durch sprechen, lachen, singen oder beim Spielen auf einem Blasinstrument trainiert wird.
Alle Bewegungen in unserem Muskel-Nervensystem, die wir im Laufe unseres Lebens immer wieder machen, sind abrufbereite Informationen, die unser Körper gespeichert hat.
Er nimmt diese Informationen ungefiltert auf und festigt sie im wahrsten Sinne des Wortes durch Wiederholungen. Daraus entstehen unsere vielfältigen Gewohnheitsmuster, die oft mit Anspannungen und Ausweichbewegungen einhergehen.
Das geschieht jedoch nur, wenn wir Bewegungen nicht bewusst steuern. Bei einer bewussten Steuerung werden Gesetze der Mechanik, der Physik und der Architektur angewendet. Das bedarf keiner wissenschaftlichen Studien, sondern einer Prise gesundem Menschenverstand gepaart mit der Verantwortung für sich selbst. Es gibt eine Grundvoraussetzung dafür: die liebevolle Beziehung von Körper, Geist und Seele.
Statt jedoch auf Bewegungsqualität zu setzen, die unmittelbar durch Leichtigkeit und Einfachheit erfahren werden kann, trennen wir Körper und Geist. Entweder sind wir mit Tun auf geistiger oder auf körperlicher Ebene beschäftigt und fixiert.
DER ENTSCHEIDENDE ANTRIEB IST DER GEIST, der dem Körper Anweisungen gibt. Nur so können wir einen tiefgreifenden Nutzen aus unseren Körperbewegungen ziehen.
Die meisten unserer Bewegungen bekommen wir jedoch gar nicht mit. Oft reicht ein klein bisschen mehr an Hektik und Stress und in uns gibt es einen Riss oder ein Ziehen in den Muskeln.
Wir stufen Bewegung, die wir im Fitnesscenter machen als gut ein, während wir im Alltag auf die Qualität von Bewegung keinen Wert legen. Damit wir unseren Körper spüren können, wird er durch spezifische Übungen auf Zack gebracht, die keineswegs alltagstauglich sind. Brust raus – Bauch rein ist ein prägnantes Beispiel dafür.
Unser alltägliches Tun durch sitzen auf Stühlen gepaart mit gewohnheitsmäßigen Bewegungen bei spezifischen Tätigkeiten im Beruf und in der Freizeit zeigen, dass unser Alltagskörper im Schlafen begriffen ist. Eine lasche Muskulatur wird regelrecht antrainiert und durch Gewohnheit manifestiert.
Dass alles irgendwie miteinander in Verbindung steht, ist eine Binsenweisheit. Jedoch sucht sich der Mensch gerne Teile wie seine Muskulatur heraus, die er bearbeitet und denkt dann damit die Lösung für mehr Fitness gefunden zu haben. Er setzt sozusagen alles auf eine Karte.
Bei all unseren Überlegungen von Zweckmäßigkeit sollten wir ein Einerseits und ein Andererseits in Betracht ziehen.
Einerseits wollen wir unseren Körper spüren, sich in ihm wohl fühlen. Und wir wollen mit ihm gut aussehen. Das treibt die meisten Menschen an, durch Übungen den eigenen Körper geschmeidiger zu machen.
Andererseits wird in unserem Alltag der Körper wie ein Anhängsel mitgeschleppt und so auch benutzt.
Der moderne Mensch tut so, als ob sein Körper nicht zu seinem Alltagsgeschehen passt. So werden ihm Extra-Lektionen erteilt.
Wenn man zum ersten Mal die Mittel von mechanischen Vorteilen und von zweckmäßigen Geist – Körper Anweisungen spürt, taucht augenblicklich eine Ahnung von etwas magischem auf, der wir neugierig folgen. Anfangs fühlt sich alles unvertraut und ungewohnt an. Das ist ein Zeichen, dass wir an einer grundlegenden Veränderung teilhaben, einer Änderung, die uns befähigt, dass unser Körper von nun an lernt, selbstkorrigierend und selbstregulierend zuverlässig zu arbeiten.
Wir erfahren eine Elastizität, die aus den inneren Strukturen heraus mühelos natürliche Aufrichtung möglich macht.
So ist es möglich, dass der ganze Mensch mit allen seinen ihm zur Verfügung stehenden Qualitäten beteiligt ist, nämlich den körperlichen, geistigen und den seelischen Qualitäten. Es entstehen Vertrauen, Freude, Hingabe und Anmut für jede Bewegung, die sich als ein Lebensausdruck in die Welt entfaltet.
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